Chronik
1868 – heute -> Wichtige geschichtliche Ereignisse:
Nach der Gemeindechronik von Karl Schöner
19. März 1868
Gegründet wurde die Freiwillige Feuerwehr Bergrheinfeld am 19. März 1868. Man hatte erkannt, dass eine organisierte und effektive Bekämpfung der häufig verheerenden Brände nötig war. 38 Männer unter ihrem Feuerwehrhauptmann Johann Rösch machten sich dies zur Aufgabe. Doch zu Anfang wurde der jungen Wehr mit Mißtrauen und scheelen Blicken begegnet. Man verspottete die freiwilligen Wehrmänner sogar als „Komödianten“ und die damalige Gemeindeverwaltung versagte jegliche Unterstützung. Es wurde sogar versucht, der Wehr die Benutzung der Feuerspritze zu verbieten. Doch der Hauptmann ließ sich nicht beirren. Er kaufte aus eigener Tasche Ausrüstungsgegenstände und erst zwei Jahre später wurde ihm dieser Betrag auf Anordnung des Kgl. Bezirksamtes von der Gemeindekasse Bergrheinfeld erstattet. Noch im Gründungsjahr konnte die Wehr bei einem Brand in Grafenrheinfeld ihre „Feuertaufe“ mit glänzendem Erfolg bestehen. Die bösen Zungen, die noch kurz vorher von „Komödianten“ gezischelt hatten, verstummten, als der Bergrheinfelder Wehr in der Zeitung öffentlich Dank und Anerkennung ausgesprochen wurde. Nun wurde auch die Gemeindeverwaltung stolz auf ihre Wehr und es entwickelte sich eine ausgezeichnete Zusammenarbeit.
18. Juli 1873
Fast ganz Bergrheinfeld abgebrannt
Am 18. Juli 1873 nachmittags gegen 15:30 Uhr brach in einem Gehöft in der Hauptstraße ein Brand aus. Die dramatischen Folgen: Nach fünf Stunden waren 36 Wohnhäuser, 64 Scheunen, 61 Nebengebäude, 41 Stallungen sowie Kirchendach und Kirchturm ein Raub der Flammen geworden. Bereits im Jahr 1856 waren bei einer ähnlichen Katastrophe über 50 Häuser des Ortes abgebrannt.
Schon von weitem waren aufsteigende Rauchsäulen zu sehen, die von Minute zu Minute dichter wurden. Kurz nach Aufsteigen der ersten Rauchsäulen sah man bereits an zwei Stellen im Ort Flammen hoch aufzünden. Die Sturmglocken in den Kirchtürmen alarmierten die Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften. Im Amtsbezirk Schweinfurt gab es damals bereits 60 Freiwillige und fünf Pflichtfeuerwehren.
Durch die Erntearbeiten befanden sich viele Feuerwehrleute auf den Feldern. Trotzdem waren in verhältnismäßig kurzer Zeit neben der Ortswehr auch die nächst gelegenen Feuerwehren an der Brandstätte. Dies war keine leichte Aufgabe für Johann Rösch – er hatte die Bergrheinfelder Feuerwehr 1868 gegründet und war deren Kommandant – und seine Mannschaft. Starker Wind und die Strohfiederdächer der Häuser machten die Flammen unberechenbar. Beim Eintreffen der auswärtigen Wehren hatte das Feuer bereits solche Ausmaße erreicht, dass die Scheunen und Hintergebäude der gesamten nordwestlichen Dorfhälfte in Flammen standen und bereits der südöstliche Ortsteil bedrohte wurde. Reiche Nahrung fand das Feuer in den mit Heu und Stroh gefüllten Scheunen
Eine Luftaufnahme aus den 50er Jahren zeigt die enge Bebauung im Ortskern
Der Westwind trieb die Flammen über die gesamte Länge des Ortes. Gegen 17 Uhr brannten bereits die Häuser am östlichen Dorfrand. Die Flammen hatte die Der größte Teil der nach dem Großbrand von 1856 wieder aufgebauten Gebäude lag wieder in Schutt und Asche. Sprungweise näherte sich das Feuer dem hinter der Kirche liegenden Häuserviertel. Damit war das Gotteshaus fast vom Flammengürtel umgeben. Nur noch gegen Nordost stand – durch die Kirche geschützt – eine Häuserreihe.
„Mit wahrer Todesverachtung waren die einzelnen Feuerwehren in ihre Positionen eingefahren und hatten darin ausgehalten“, heißt es in der „Zeitung für Feuerlöschwesen“ in der Ausgabe vom 15. September 1873. Die meisten hätten sich den Flammen entgegen geworfen, um die Feuerflächen einzugrenzen. Die nah verbleibenden Maschinen und Abteilungen seien an den Main und einen an der nordwestlichen Seite befindlichen Weiher beordert worden, um dort die Wasserfassfüllungen vorzunehmen. Bis die Wasserfasslinien hergestellt waren, hätten Jauchegruben und Dorfbrunnen ihren Inhalt abgeben müssen.
Bis 18.30 Uhr hatte die Feuerlöschdirektion – vergleichbar heute mit der Kreisbrandinspektion – ihre Position in der Ortsmitte behalten. Als der Wind der auf Süden umsprang war diese Stellung in der Mainstraße nicht mehr zu halten. Es wurde zum Rückzug geblasen. Durch die Hauptstraße war wegen Hitze und Rauch kein Durchkommen mehr. Allen Feuerwehrleuten tränten wegen des Rauchs die Augen – Masken oder schwerer Atemschutz waren unbekannt. Hitze und Rauch konnte nur mit Aufbietung aller Kräfte ertragen werden.
Jetzt war die Kirche unmittelbar bedroht. Es galt sie zu halten. Eine Steigerabteilung wurde auf das Kirchendach abkommandiert. Zwei Maschinen lieferten Wasser für diese wagemutigen Kletterer. Doch das Gotteshaus war von drei Seiten von den Flammen umzingelt. Das Dach hatte Feuer gefangen, der Kirchturm ebenfalls. Wasserfässer wurden vor die Kirche gefahren, wobei die Pferde größten Teils scheuten und die Wagen von Feuerwehrmännern gezogen werden mussten. Brennende Turmteile, die Helmstange mit Kreuz und Knopf stürzten herab. Die Steiger auf dem Dach bekämpften die Flammen mit dem Mut der Verzweiflung. Schließlich brannte noch die Sakristei und die benachbarte Schule.
Doch der Mut wurde belohnt: Die Kirche konnte gehalten werden. Nach einer weiteren Stunde war das Feuer unter Kontrolle und wurde abgelöscht. Am Ende waren über 500 Menschen obdachlos. Nahezu 200 Familien hatten ihre gesamte Habe verloren. Nicht ganz geklärt worden ist die Brandursache: Man spricht davon, dass im Haus Nr. 9 eine geisteskranke Frau beim Kochen die Katastrophe verursacht haben soll. Ganz geklärt wurde dies nie.
(Bericht aus dem Schweinfurter Tagblatt vom 18.07.2003 von Horst Fröhling)
1939-1945
Eine harte Bewährungsprobe bestand die Wehr bei den Luftangriffen auf Schweinfurt:
Kaum waren am 17. August 1943 die letzten Bomben gefallen – die Stadt war von einer ungeheuren Rauchwolke eingehüllt – stand unsere Wehr auch schon im Einsatz am Kesselhaus der Firma Kugelfischer. Zeitzünder, Einsturzgefahr und Wassermangel erschwerten die Arbeit.
Als am 14. Oktober 1943 der zweite große Luftangriff auf unsere Nachbarstadt geführt wurde, hatten etwa 70 Menschen unter einer Brücke am sog. Sandhügel Schutz gesucht. Mehrere Bomben trafen diese Brücke und zerfetzten die Schutzsuchenden bis zur Unkenntlichkeit. Bei den Bergungs- und Rettungsarbeiten haben die Männer Hervorragendes geleistet.
Der dritte Großangriff auf Schweinfurt erfolgte am 24. Februar 1944. Während ein Löschzug von Bergrheinfeld in Schweinfurt im Einsatz stand, gingen hier im Ort durch Brandbomben drei Scheunen in Flammen auf – und Grafenrheinfeld brannte an allen Ecken und Enden. Auch die Barockkirche stand in Flammen. Ganz Bergrheinfeld war damals auf den Beinen, viele leisteten in Grafenrheinfeld aufopfernde Nachbarschaftshilfe.
Nach einem Tieffliegerangriff auf die Firma Richtberg am 5. April 1945 konnte durch einen raschen Zugriff der Wehr größerer Schaden verhindert werden.
Den Kriegsereignissen sind einige Seiten des Protokollbuches zum Opfer gefallen, so dass nicht über alle Geschehnisse berichtet werden kann.
Zu Beginn der fünfziger Jahre traten im Feuerlöschwesen Änderungen ein. Die Ausrüstungsgegenstände mußten erneuert oder verbessert werden, um den gestiegenen Anforderungen zu genügen. Auch bei der FF Bergrheinfeld hat sich da sehr viel getan:
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1951 | Kauf eines neuen Tragkraftspritzenanhängers (TSA) |
1954 | Umzug in das neue Gerätehaus in der Schule |
1958 | Zwei neue Motorspritzen (TS8) werden beschafft |
1962 | Die Anhängerleiter (AL 12) kommt |
1965 | Das erste Feuerwehrauto: ein LF8 (Opel Blitz) mit Pulverlöscheranhänger P 250; dazu wird noch eine Unterstellhalle für das Feuerwehrauto in Betrieb genommen |
1969 | Ein VW-Transporter mit 500 Meter B-Schläuchen wird auf Kosten der Freiwilligen Feuerwehr beschafft |
1972 | Einführung des „Schweren Atemschutzes“: Vier Preßluftatmer werden gekauft |
1975 | Notruf 112 – Einführung der Funkalarmierung im gesamten Landkreis mit einheitlicher Notrufnummer |
1981 | Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses |
1983 | Das Tanklöschfahrzeug TLF 16 wird übergeben |
1986 | Ein neuer VW-Tansporter, jetzt mit 700 Meter B-Schlauch, geht in Betrieb |
1992 | Rettungsschere und Spreizer werden geliefert |
1993 | Ein neues Löschfahrzeug (LF 8/6 THL) wird als Ersatz für den nun schon 28 Jahre alten Opel Blitz beim 125-jährigen Jubiläum der Feuerwehr übergeben |
2000 | Im LF8 werden Rettungszylinder untergebracht |
2000 | Der ehemalige Tragkraftspritzenanhänger wird zum Ölbindemittel-Tansportanhänger umgebaut |
2000 | Ein neues Mehrzweckfahrzeug MZF wird zum „Tag der Offenen Tür“ offiziell in Betrieb genommen |
2001 |
Das Dekon-P – ein Fahrzeug des Bundes zur Dekontamination von Personen – wird im Zuge der Umstrukturierung des ABC- Zuges des Landkreises Schweinfurt von Gerolzhofen nach Bergrheinfeld stationiert, |
2008 | Die FF Bergrheinfeld feiert ihr 140- jähriges Jubiläums im Zuge des Kreisfeuerwehrtages und eines Tag der offenen Türe im Feuerwehrgerätehaus |
2009 | Das HLF 20/20 wird in Dienst gestellt und ersetzt das 26 Jahre alte TLF 16 |
2012 | Der Gemeinderat fasst den Beschluss das mittlerweile über 32 Jahre alte Feuerwehrhaus umfassend zu sanieren und zu erweitern. Eine Planungsgruppe, die Pläne mit Hilfe eines Architekten entwirft wird gegründet |
2012 | Die Integrierte Leitstelle Schweinfurt (ILS) nimmt Ihren Betrieb auf. Sie wickelt zukünfitg alle Notrufe für den Rettungsdienst und die Feuerwehren für 4 Landkreise ab. |
2012 |
Eine alte Tradition geht zu Ende… Der Feuerwehrverein und die aktive Wehr werden nun getrennt voneinander geführt. Der Vorstand, des in diesem Zuge zum eingetragenen Verein gegründeten „Feuerwehrverein Bergrheinfeld e.V.“ wird absofort nicht Kraft seines Amtes vom 1. und 2. Bürgermeister sondern von einem auf 6 Jahre gewählten Vorsitzendem und einer Vorstandschaft geführt. |
2013 | Die von der Planungsgruppe in Zusammenarbeit mit der Mannschaft und des Feuerwehrvereins entwickelten Pläne werden dem Gemeinderat offiziell vorgestellt. |
2014 | Der aus dem Jahr 1951 stammende und 2000 restaurierte Tragkraftspritzenanhänger, der als Anhänger zur Ölspurbeseitigung eingesetzt wurde, wird durch einen neuen Kastenanhänger ersetzt. Der Innenausbau erfolgt durch Eigenregie. |
2015 | Der Gemeinderat fasst den Beschluss mit dem ersten Sanierungsabschnitt – der Dachsanierung der Fahrzeughalle – in der „haushaltsfreien Zeit“ Anfang 2016 zu beginnen. Mittlerweile ist das Dach der Fahrzeughalle undicht und bei Starkregen dringt Wasser durch das Dach. |
1. Kommandanten der FF Bergrheinfeld
von der Gründung bis heute
1868 – 1874 | Johann Rösch |
1874 – 1877 | Andreas Göb |
1877 – 1879 | Josef Rudloff |
1879 – 1895 | Johann Rösch |
1895 – 1919 | Michael Wahler |
1919 – 1921 | Ferdinand Rudloff |
1921 – 1945 | Sebastian Endres |
1945 – 1946 | Karl Seuffert |
1946 – 1952 | Georg Rösch |
1952 – 1974 | Georg Hochrein (später Ehrenkommandant) |
1974 – 1989 | Alfred Faulhaber (später Kreisbrandmeister) |
1990 – 1998 | Peter Hauke (Kreisbrandinspektor a. D.) |
1999 – 2010 | Horst Fröhling |
seit 2010 | Matthias Endres |